460 m.ü.M. – vermessen
Pavillon Tribschenhorn Luzern 2012
Die Künstlerin Barbara Davi nahm für ihre verschiedenen Arbeiten hier im Pavillon Tribschenhorn Spuren des Raumes auf und entwickelte diese weiter. Mass nehmend an einer Fensteröffnung, verbindet sie den Innen- und Aussenraum durch einen weissen Schaukasten. In den Holzbalken des Kastens reflektiert die Künstlerin Struktur, Farbe und Materialität der Wandtäfelung des Raumes. Der gezielt ausgewählte Ausblick, den dieser neue Rahmen gewährt, stellt sich wie eine Fotografie dar: zweidimensional, rechteckig, glänzend, sich abhebend von den matten Aussichten durch die geschlossenen Fenster links und rechts des Kastens. Das neu entstandene Bild, das durchaus nur ein Ausschnitt der Aussicht ist, zeigt uns das Hochhaus vom finnischen Architekten Alvar Aalto aus den 1960er-Jahren und stellt eine Verbindung zum Pavillon dar, der auch in den 1960er-Jahren gebaut wurde. Eine räumliche Ebene tiefer schafft die Künstlerin einen weiteren Bezug, in dem sie die doch sehr aussergewöhnliche Fassadenfarbe in einem Objekt im Raum wieder aufnimmt. Die Arbeit Pixel ist eine Sequenz aus dem Ausblick.
In der Fotografie reduziert Davi den Ausschnitt der Aussicht nun auf die zwei Dimensionen der x- und y-Achsen, führt jedoch zusätzlich die Dimension der Zeit ein, indem sie diese ausgeschnittene Szene bei Nacht aufgenommen hat. So stechen plötzlich die Unterschiede der Ausblicke ins Auge.
In den beiden Arbeiten Corner Piece und Umkehrung lässt sich die Künstlerin von den vorgegebenen Linien des Raumes inspirieren. Drei schwarze Holzleisten erscheinen wie drei gezeichnete Striche im Raum, welche die Linien der aufgehellten Wandstellen aufnehmen und sie in den Raum und durch die Luft fortführen. In der bearbeiteten Fotografie zeichnet Davi die Linien digital und verleiht dem Raum und den Strichen neue Dimensionen und Bedeutungen. Der absolute Minimalismus in der Form und der Farbe schärft den Blick und fokussiert die Konzentration auf den Strich. Daraus entsteht eine unglaubliche Vieldeutigkeit und Diversität der Wahrnehmung, die lediglich durch eine einzige Linie ausgelöst worden ist.
Barbara Davi nimmt in der Arbeit Kreislauf noch eine andere Spur im Raum auf, nämlich die der Elektroleitungsabdeckungen. Sie schafft mit diesen Linien eine Akzentuierung durch den Raum und lässt dadurch auch die verschiedenen anderen Linien und Spuren an der Decke, an den Wänden oder auf dem Boden präsent werden.
Text: Isabel Roth
Fotos: Atelier Blank & Chiovelli